Aus der Geschichte
Die Anfänge: Nicht wegschauen
Im Sinne der christlichen Nächstenliebe Menschen zu helfen, zu unterstützen und zu begleiten, das sind die Grundsätze, die seit der Entstehung des Christentums immer die treibende Kraft in der Diakonie waren und sind.
Dies gilt natürlich auch für die Diakonie im Saarland. Am 11. April 1922 entstand der Vorläufer des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR, das „Evangelische Jugend- und Wohlfahrtsamt".
Und das mit gutem Grund. Denn, so das damalige Fazit, „die Not der Menschen im Saarland ist so groß, da kann die evangelische Kirche nicht abseits stehen." Schon damals zeichnete sich die Struktur ab, die sich auch im heutigen DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR widerspiegelt: Das Werk ist keine zentrale Einrichtung, sondern geht dorthin, wo die Menschen sind. Die Kirchengemeinden schrieben dem Pfarrer ins Stammbuch, dass er und sein Dienst zuständig seien für die Jugend- und Wohlfahrtspflege „in allen Gemeinden des Saargebietes, insbesondere der Stadt Saarbrücken."
Drei Jahre später, im August 1925, wurde die Dienststelle in den „Evangelischen Dienst für die Saargemeinden" umbenannt. Seine Aufgaben nahmen zu. Neben der Arbeit im gesamten Saargebiet war die evangelische Einrichtung zuständig für das Kinderheim Holz, für die Herberge zur Heimat und für ein Mädchenheim. Gleichzeitig unterstützte der Dienst die Kindergärten und die Krankenpflegestationen im gesamten Gebiet.
In den 30er Jahren und während des Zweiten Weltkrieges hielt der „Evangelische Dienst für die Saargemeinden" engen Kontakt zum Deutschen Reich und unterstützte den Widerstand gegen eine selbständige Saarkirche. Ein wichtiges Aufgabengebiet war die „Kinderverschickung". Gegen Ende des Krieges musste der „Evangelische Dienst für die Saargemeinden" seine Arbeit einstellen. Der Grund: Die grenznahe Lage.
Die Nachkriegszeit: Der Wiederaufbau
Nach dem Kriegsende, 1945, begann der Wiederaufbau. Zwei klassische Standbeine der Diakonie haben in dieser Zeit ihre Wurzeln. Zm einen die „Evangelischen Kinder- und Jugendheime an der Saar" (mit Kinderheimen in Wiebelskirchen und Völklingen), zum anderen die ersten eigenständigen Beratungsstellen. 1952 wurde die Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen gegründet. Zehn Jahre nach Kriegsende, 1955, zog der Gemeindedienst in seine neue Geschäftsstelle in der Deutschherrn-Straße in Saarbrücken ein. Dort war auch ein eigenes Mädchenheim untergebracht.
Mitte der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es die ersten Zeichen einer großen Veränderung. So ging beispielsweise 1968 eine Ära zu Ende: Erzieherinnen und Erzieher lösten die Diakonissen in den Kinderheimen ab. Und die Namensänderung 1970 zeigte: Eine neue Zeit begann. Der Gemeindedienst hieß nun „Diakonisches Werk an der Saar - Innere Mission und Hilfswerk". Träger dieses Werkes waren die drei evangelischen Kirchenkreise an der Saar.
Die 70er und 80er-Jahre: Neue Wege - neue Arbeitsgebiete
In den 70er-Jahren kamen viele neue Aufgaben hinzu. Innovativ waren die Diakonischen Zentren in Saarbrücken, Neunkirchen und später auch Völklingen, die ökumenische Beratungsstelle für Suchtkranke, das Kindergartenreferat sowie die Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen und Familienplanung. In dieser Zeit entwickelte das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR auch die Gemeinwesenarbeit.
Als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland löste das Werk ab 1976 die zentralen Kinder- und Jugendheime auf. Die Kinder und Jugendlichen leben seit dieser Zeit in sonderpädagogisch-therapeutischen Wohngruppen.
Mit steigender Jugendarbeitslosigkeit in den Siebzigern und den damit einhergehenden Problemen im Übergang von der Schule in den Beruf entstanden ab 1975 neue Arbeitsfelder zur Linderung der Berufsnot, insbesondere von benachteiligten Jugendlichen. Unter dem Dach des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR nahm die Arbeit der Abteilung Jugendberufshilfe im Projekt Jugendarbeitslosigkeit, das 1975 erstmals einen Hauptschulabschlusskurs für arbeitslose Jugendliche anbot, ihren Anfang. Es wurden sukzessive die Arbeitsbereiche Jugendberatung, Berufsvorbereitung in Förderlehrgängen und Schulen, Vermittlung in Ausbildung und Begleitung
(abj), Ausbildung Reha, Jugendarbeit, Erwachsenenberatung und qualifizierende Beschäftigung bis zur Gegenwart entwickelt.
Als erster von vier Maßnahmeträgern bundesweit führte das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR ab 1980 sozialpädagogisch orientierte Ausbildungsmaßnahmen für sozial benachteiligte Jugendliche durch, die zusammen mit der Beruflichen Sonderförderung - Therapeutische Jugendberufshilfe den Grundstock für das im Jahr 1982 gegründete Ev. Bildungszentrum im DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR bildeten. 1999 fusionierten die Abteilung Jugendberufshilfe und das Ev. Bildungszentrum. Aus der Jugendberufshilfe entstanden ab 1977 Beschäftigungsprojekte für Erwachsene innerhalb der neu gegründeten Abteilung Neue Arbeit Saar des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR, die schließlich 1982 als selbstständige gemeinnützige Gesellschaft „Neue Arbeit Saar gGmbH" ausgliedert wurden.
Die Jugendberufshilfe prägte in den 80er-Jahren sehr stark das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR. Arbeitslosenberatungsstellen, das Projekt „Tat und Rat" für straffällige Jugendliche und viele Beschäftigungsangebote starteten in dieser Zeit.
1988 wurde eine neue Satzung verabschiedet. Der neue, abgewandelte Name der evangelischen Einrichtung: DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR. Im gleichen Jahr gab es die neue Abteilungsstruktur, die fast bis heute das Werk prägt: Offene Soziale Arbeit, Jugendberufshilfe, Evangelisches Bildungszentrum, Jugendhilfeverbund sowie die Verwaltung (bzw. heute Zentrale Dienste).
Die 90er Jahre und das neue Jahrtausend: Neue Strukturen und neue Arbeitsgebiete
Große Veränderungen gab es in den 90ern in der Struktur des Werkes. 1996 zog die ganze Geschäftsstelle von Saarbrücken nach Neunkirchen. Drei Jahre später fusionierte das „Evangelische Bildungszentrum" mit der Jugendberufshilfe. Beim bundesweit einmaligen „Neunkircher Modell" beteiligte sich 1999 der Jugendhilfeverbund. Damit gehört das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR zu den Pionieren im Bereich sozialraumorientierter Jugendhilfe.
Im neuen Jahrtausend bekam das DWSaar neue Aufgabenfelder. So nahm das Werk das Evangelische Altenheim am Steinhübel im Jahr 2000 in seinen Verbund auf. Vier Jahre später, 2004, wechselte das Altenheim zu einem anderen evangelischen Träger, um die Kräfte bei der Altenhilfe im Saarland zu bündeln. Gleichzeitig wurde im Jahr
2000 zusammen mit dem Caritasverband Saarbrücken die Trägergesellschaft Kirchliche Sozialstationen (TKS) gegründet, eine ökumenische Einrichtung, die einmalig in Deutschland war und ist. 2008 übernahm das Werk zusammen mit dem Caritasverband Schaumberg-Blies die Sozialstaion Neunkirchen-Spiesen-Elversberg.
Ein Jahr später begab sich der Jugendhilfeverbund auf das neue Arbeitsfeld Schulsozialarbeit. Das Projekt „School's in" im Stadtverband Saarbrücken soll schon im Vorfeld Schülern bei Problemen in der Schule helfen. Zwölf Monate später, 2002, eröffnete der Jugendhilfeverbund zwei Familienzentren
im Stadtverband. Sie haben das Ziel, Familien zu stärken und ihre Kompetenzen zu fördern, Probleme und Konflikte selbst zu lösen. Ein Jahr später übernahm die Offene Soziale Arbeit mit Partnern den Bereich „Sozialbeistandschaften" des Stadtverbandes Saarbrücken. Ein neues Arbeitsfeld, das Menschen in besonderen Lebensverhältnissen mit sozialen Schwierigkeiten hilft, selbstständig zu bleiben.
Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR hat im Laufe seiner Geschichte immer wieder sein Gesicht verändert. Neue Arbeitsgebiete kamen hinzu, veränderten sich oder wurden auch aufgegeben. Treibende Kraft ist dabei immer noch der Gedanke aus dem Jahr 1925: „Die Not der Menschen im Saarland ist so groß, da kann die evangelische Kirche nicht abseits stehen".
Zum 01.01.2007 wurde das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR in die Rechtsform einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) umgewandelt. Gesellschafter sind heute die evangelischen Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West.
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